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PFLANZENSCHUTZ IN DER KRISE - Teil 2

April 2023 - Ein Kommentar zum Thema von Prof. Dr. Ralf-Udo Ehlers (e-nema GmbH, Deutschland)

 

Behindert das Zulassungsverfahren für biologische Pflanzenschutzmittel den Strukturwandel in der Landwirtschaft?

Ja, denn

  • trotz umfangreicher Nachweise, daß es sich bei biologischen Pflanzenschutzmitteln um sichere Produkte handelt
  • trotz jahrzehntelangen Erfahrungen im sicheren Umgang mit biologischen Pflanzenschutzmitteln
  • trotz einer langen Geschichte des Einsatzes biologischer Pflanzenschutzmittel ohne Schäden für Mensch und Umwelt

hält die EU-Kommission an Zulassungsverfahren fest, die den Marktzugang für biologische Pflanzenschutzmittel verhindern, bzw. droht biologische Pflanzenschutzmittel auch noch vom Markt zu nehmen.

 

Obwohl die Politik Signale gibt, dass sich etwas ändern könnte:

Schon die Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 der EU-Kommission, schreibt vor, dass nicht-chemischen Pflanzenschutzmitteln der Vorrang gegeben werden muß.

Eckpfeiler des EU-Kommissionspapiers „F2F“ („Farm-to-Fork“ / „Vom Hof auf den Tisch“) ist die Reduktion der Anwendung von chemischen Pestiziden um 50% bis 2030 (EC Comm. 2020/381)

Die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) der Bundesregierung empfiehlt 2021 „die Weiterentwicklung von biologischen Pflanzenschutzverfahren“.

Nur um einige wenige Beispiele zu nennen….

 

Aber was wird praktisch umgesetzt?

Leider nichts, was die biologischen Pflanzenschutzmittel besser verfügbar machen würde.

Sind das alles nur wertlose Floskeln und Lippenbekenntnisse?

Die EU und ihre Mitgliedsstaaten halten gefährliche Pflanzenschutzmittel länger im Markt (z.B. Substitutionskandidaten, also Wirkstoffe, die, wenn möglich, durch risikoärmere zu ersetzen sind).

Sie erschweren den biologischen Mitteln durch übertriebene Datenanforderungen den Marktzugang. (z.B. EG-Verordnung 2022/1439 - Informationen für Wirkstoffe und Datenanforderungen für Mikroorganismen).

Damit sind die Mitgliedsstaaten und die EU selbst ein Risikofaktor.

Das Verfahren für Zulassung und Risikomanagement erzeugt damit mehr Schaden als Nutzen.

Und es verhindert Innovationen.

 

Der biologische Pflanzenschutz hat das Potential, einer der wichtigsten Faktoren zur Reduktion des Pestizideinsatzes zu werden! 

Die Rückstände von Pestiziden in Lebensmitteln, die aus EU-Mitgliedsstaaten importiert wurden, nahmen von 2005 bis 2009 dramatisch ab. Diese Abnahme fällt exakt mit der Einführung biologischer Verfahren im Gemüseanbau in Mittelmeerländern zusammen.
So wurden in Spanien über 40.000 ha auf den Einsatz von Nützlingen umgestellt. Nachdem aufgrund von Resistenzen der Schädlinge gegen Insektizide kein einziges Insektizid mehr wirksam war, wurden daraufhin auch in Südeuropa Nützlinge eingesetzt.